Der kleine Matti sitzt
weinend in der Ecke, „das ist der schlimmste Tag meines Lebens“, schreit er.
Ein Blick auf die Rückseite seines T-Shirts sorgt für Verwirrung: „el mejor
verano en el mejor lugar“ (der beste Sommer am besten Ort) steht dort
geschrieben. Scheint, dass Matti das nicht so unterschreiben würde ;-)
„Was macht ihr mit den
Kindern in Chile?!“ werden sich jetzt einige von euch fragen. So schlimm war
unser Ferienprogramm an sich aber gar nicht, kann ich euch versichern ;-) Aber
jetzt erst mal ganz von vorne:
Im Januar und im Februar
war unsere Aufgabe von früh morgens ab 8:00 bis abends um 18:00/19:00 zusammen
mit den Líderes (d.h. den Jugendlichen im Guay) ein Ferienprogramm für die rund
50 Kinder aufzustellen, die dieses jeden Tag in Anspruch nahmen (unter ihnen
auch Matti, und um euch den Schock vom Anfang wieder zu nehmen, das obige Zitat
ist im Affekt entstanden und kann nicht verallgemeinert werden ;-) Eigentlich
hat er seinem T-Shirt wirklich alle Ehre gemacht!)
Das Programm lief
folgendermaßen ab: Morgens ab 8 gings los, sprich die ersten Kinder trudelten
ab 7 Uhr ein, einige aber auch erst ein paar Stunden später, so wie das hier
eben so Sache ist. Anfangs gab es immer Spiele und Gesang für alle zusammen und
anschließend wurden die Kinder in drei Altersgruppen eingeteilt. In diesen
Gruppen rotierten sie durch mehrere „Tallers“ (so etwas wie Workshops oder
Stationen), an denen sie sich an den verschiedensten Dingen ausprobieren konnten,
etwas lernten oder einfach Zeit zum spielen hatten. Es wurde gekocht, gebacken,
musiziert, gebastelt, Sport gemacht und noch vieles mehr. Und wenn am Ende der
Woche alle Mitarbeiter müde waren gab es auch mal den Kino-Taller - Film an und
Ruhe ;-)
Wir vier Volontärinnen
waren hauptsächlich für zwei Tallers zuständig. Zum einen „Superheroes“
(Superhelden), in dem wir immer eine Biblische Geschichte erzählten (von einem „Helden“
der Bibel – daher der Name), sangen und anschließend noch zum Thema passende
Spiele spielten. Unser zweiter Taller war eine Art Deutschkurs, in dem sie
spielerisch einige Wörter auf Deutsch lernten. Das Ganze klappte sogar relativ
gut, nachdem wir "das Fliegerlied" einstudiert hatten, wurden wir auch regelmäßig von allen Kindern und Mitarbeitern mit "Hallo Flieger" begrüßt :)
Dass wir „hauptsächlich“ für diese Tallers zuständig waren, bedeutet, dass
eigentlich jeder überall mitgeholfen hat (jedenfalls im Idealfall), sprich auch
in der Küche oder beim Ballspielen haben wir uns gerne miteingebracht ;-)
Drei Mal pro Woche gab es
Ausflüge, mal einen ganzen, mal nur einen halben Tag. Diese verbrachten wir in
der Stadt, am Strand oder am beliebtesten Ausflugsziel der Kinder: dem
Swimmingpool. Oftmals hatten wir bei den Ausflügen sogar mehr Spaß als die
Kinder, wo wir ja so die Möglichkeit hatten, unser geliebtes Valparaiso besser
kennenzulernen oder in den Museen, die wir mit den Kindern besuchten, keinen
Eintritt zahlen zu müssen.
Aber auch diese zwei
Monate vergingen (so wie eigentlich alles hier) wie im Flug und ich gebe zu,
dass das Ferienprogramm gegen Ende durchaus anstrengend wurde und wir
eigentlich auch relativ froh waren, als es vorbei war. Jedoch habe ich jeden
Tag wirklich genossen, wir haben so viel lernen können, z.B. wie man typisch chilenisch einfach absolut gar nichts plant, es jedoch irgendwie immer glatt läuft ;-)
Auch die Kinder (na gut, es gibt auch immer ein paar Ausnahmen) waren einfach der Hammer! Die kleine Conni hatte sich sogar unserem lieben Chef aus Deutschland Daniel
(der uns besuchen kam, mehr dazu später) vorgeknüpft und wollte eine
Unterschriftenaktion starten, dafür dass ich in Chile bleiben darf! Oder als
Daniel die Kinder fragte, was sie denn über die Deutschen sagen können, und sie
nur meinten: „Naja, sie kommen immer unpünktlich und können nicht tanzen… aber
wir haben sie trotzdem lieb!“ Sind sie nicht alle miteinander irgendwie doch
süß? :)
Außerdem verbrachten wir
all die Tage mit den Líderes, lernten uns alle so viel besser kennen und hatten
einfach so eine gute Zeit zusammen! An dieser Stelle will ich auch nochmal
erwähnen, dass die Jugendlichen die ganzen zwei Monate ihrer Ferien geopfert
haben, um ohne Bezahlung bei der Kinderbetreuung zu helfen! Meinen allergrößten
Respekt dafür!
Mit diesen Bildern habt
ihr hoffentlich einen noch besseren Eindruck in unsere Arbeit:
Der Leuchtturm - vermutlich fand ich den Ausflug interessanter als die meisten Kinder, aber was soll man tun :) |
einen Tag waren wir im Zoo. |
es gab sogar richtigen Musikunterricht! |
es tut mir schon fast weh, zugeben zu müssen, dass ich die einzige war, die nicht heil über die Brücke gekommen ist... ;-) |
selbst die Busfahrten wurden nie langweilig. |
Wie oben schon kurz
angeschnitten kamen uns Daniel Gass (für alle, die ihn nicht kennen: Er ist
Landessekretär im CVJM Bayern und zuständig für die Freiwilligenarbeit, sprich
sozusagen unser Chef – naja… ;-) ) und Christa Huber (ebenfalls ein
Vorstandsmitglied im CVJM Bayern) besuchen! Wir hatten eine richtig gute Zeit
zusammen, machten ein kleines Zwischenseminar, weihten den neuen Gebetssaal
ein, den wir im Guay gestaltet hatten und nahmen die zwei einfach mal in
unseren Alltag mit rein. Na gut, man muss zugeben, dass der Besuch jetzt nicht
nur speziell uns galt, es gab auch etliche Besprechungen mit dem Direktorium
etc., aber man kann es sich ja mal einreden ;-)
Und nun noch zu meinem
persönlichen Highlight des Sommers: dem Camp mit den Líderes, das für sie
sozusagen die Belohnung für ihre Arbeit über den Sommer hinweg war! Und zwar
haben wir ein Wochenende zusammen mit den Hauptamtlichen des Gauys, den
Líderes, einigen Jugendlichen aus dem Guay von Santiago und Daniel ein
wahnsinnig schönes Wochenende in Colliguay (ein Ort in den Bergen in dem der
Guay ein Campgelände hat) verbringen dürfen. Einen Tag vor dem Camp haben wir
doch noch kurz die Deutschen raushängen lassen und wollten einfach mal ganz
dezent nachfragen, wie es denn mit dem Programm aussehe… es wurde gelacht und
letztendlich mussten wir dann auch zugeben: es funktioniert auch einfach ganz ohne
Planung! Das Programm ergab sich dann nämlich eigentlich immer ganz gut von
selbst und wir hatten ein wahsinns Wochenende voll von Gemeinschaft, Action,
guten Gesprächen, Schlammschlachten, Sonne und vielem mehr. In dieser Zeit ist
mir nochmal ganz besonders bewusst geworden, wie sehr mir die ganzen Leute hier
alle ans Herz gewachsen sind und dass wir hier auch wirklich die Möglichkeit
haben, etwas zu bewegen!
am Ende waren dann doch alle dabei! |
Das war das Camp! Da ich jetzt schon ganz schön lange nichts mehr von mir hören lassen habe, ist der Artikel jetzt dementsprechend etwas länger, ich hoffe, ihr verzeiht mir. Alles andere kommt jetzt einfach nur ganz kurz mit ein paar Bildern zur Sprache:
endlich haben wir unser Mural in der Schule fertiggestellt. |
Wie ihr bestimmt mitbekommen habt, gab es in ganz Chile ziemlich heftige Brände, die wir sogar bei uns in Valpo leider viel zu nah miterlebt haben... ganz besonders aber im Süden Chiles sind sehr viele Häuser, sogar ganze Dörfer abgebrannt. Um den Süden finanziell zu unterstützen, wurde ein "Zumbathon" organisiert, eine Mischung aus Zumba und Marathon, bei dem Leute eingeladen wurden zum Zumbatanzen und dabei Nahrungsmittel und/oder Geld spenden konnten. Es war ein voller Erfolg und wir konnten viele Spenden sammeln und hatten dazu noch einen sportlichen Vormittag! :)
hier schneiden wir alle zusammen das Band zur Einweihung des Gebetsraumes auf. |
Gut, jetzt reichts dann auch wieder :)
So viel zu meinen
Sommerferien, während es bei euch dort tiefster Winter war. Aber jetzt wird´s
ja langsam auch in Deutschland wärmer, stimmt´s?
Viele liebe Grüße, eure
Jane!