Donnerstag, 30. März 2017

Veni, Vidi, Valpo - Ich kam, sah und... wo kommen die ganzen Kinder her?



Der kleine Matti sitzt weinend in der Ecke, „das ist der schlimmste Tag meines Lebens“, schreit er. Ein Blick auf die Rückseite seines T-Shirts sorgt für Verwirrung: „el mejor verano en el mejor lugar“ (der beste Sommer am besten Ort) steht dort geschrieben. Scheint, dass Matti das nicht so unterschreiben würde ;-)

„Was macht ihr mit den Kindern in Chile?!“ werden sich jetzt einige von euch fragen. So schlimm war unser Ferienprogramm an sich aber gar nicht, kann ich euch versichern ;-) Aber jetzt erst mal ganz von vorne:
Im Januar und im Februar war unsere Aufgabe von früh morgens ab 8:00 bis abends um 18:00/19:00 zusammen mit den Líderes (d.h. den Jugendlichen im Guay) ein Ferienprogramm für die rund 50 Kinder aufzustellen, die dieses jeden Tag in Anspruch nahmen (unter ihnen auch Matti, und um euch den Schock vom Anfang wieder zu nehmen, das obige Zitat ist im Affekt entstanden und kann nicht verallgemeinert werden ;-) Eigentlich hat er seinem T-Shirt wirklich alle Ehre gemacht!)
Das Programm lief folgendermaßen ab: Morgens ab 8 gings los, sprich die ersten Kinder trudelten ab 7 Uhr ein, einige aber auch erst ein paar Stunden später, so wie das hier eben so Sache ist. Anfangs gab es immer Spiele und Gesang für alle zusammen und anschließend wurden die Kinder in drei Altersgruppen eingeteilt. In diesen Gruppen rotierten sie durch mehrere „Tallers“ (so etwas wie Workshops oder Stationen), an denen sie sich an den verschiedensten Dingen ausprobieren konnten, etwas lernten oder einfach Zeit zum spielen hatten. Es wurde gekocht, gebacken, musiziert, gebastelt, Sport gemacht und noch vieles mehr. Und wenn am Ende der Woche alle Mitarbeiter müde waren gab es auch mal den Kino-Taller - Film an und Ruhe ;-)
Wir vier Volontärinnen waren hauptsächlich für zwei Tallers zuständig. Zum einen „Superheroes“ (Superhelden), in dem wir immer eine Biblische Geschichte erzählten (von einem „Helden“ der Bibel – daher der Name), sangen und anschließend noch zum Thema passende Spiele spielten. Unser zweiter Taller war eine Art Deutschkurs, in dem sie spielerisch einige Wörter auf Deutsch lernten. Das Ganze klappte sogar relativ gut, nachdem wir "das Fliegerlied" einstudiert hatten, wurden wir auch regelmäßig von allen Kindern und Mitarbeitern mit "Hallo Flieger" begrüßt :) 
Dass wir „hauptsächlich“ für diese Tallers zuständig waren, bedeutet, dass eigentlich jeder überall mitgeholfen hat (jedenfalls im Idealfall), sprich auch in der Küche oder beim Ballspielen haben wir uns gerne miteingebracht ;-)
Drei Mal pro Woche gab es Ausflüge, mal einen ganzen, mal nur einen halben Tag. Diese verbrachten wir in der Stadt, am Strand oder am beliebtesten Ausflugsziel der Kinder: dem Swimmingpool. Oftmals hatten wir bei den Ausflügen sogar mehr Spaß als die Kinder, wo wir ja so die Möglichkeit hatten, unser geliebtes Valparaiso besser kennenzulernen oder in den Museen, die wir mit den Kindern besuchten, keinen Eintritt zahlen zu müssen.

Aber auch diese zwei Monate vergingen (so wie eigentlich alles hier) wie im Flug und ich gebe zu, dass das Ferienprogramm gegen Ende durchaus anstrengend wurde und wir eigentlich auch relativ froh waren, als es vorbei war. Jedoch habe ich jeden Tag wirklich genossen, wir haben so viel lernen  können, z.B. wie man typisch chilenisch einfach absolut gar nichts plant, es jedoch irgendwie immer glatt läuft ;-)

Auch die Kinder (na gut, es gibt auch immer ein paar Ausnahmen) waren einfach der Hammer! Die kleine Conni hatte sich sogar unserem lieben Chef aus Deutschland Daniel (der uns besuchen kam, mehr dazu später) vorgeknüpft und wollte eine Unterschriftenaktion starten, dafür dass ich in Chile bleiben darf! Oder als Daniel die Kinder fragte, was sie denn über die Deutschen sagen können, und sie nur meinten: „Naja, sie kommen immer unpünktlich und können nicht tanzen… aber wir haben sie trotzdem lieb!“ Sind sie nicht alle miteinander irgendwie doch süß? :)

Außerdem verbrachten wir all die Tage mit den Líderes, lernten uns alle so viel besser kennen und hatten einfach so eine gute Zeit zusammen! An dieser Stelle will ich auch nochmal erwähnen, dass die Jugendlichen die ganzen zwei Monate ihrer Ferien geopfert haben, um ohne Bezahlung bei der Kinderbetreuung zu helfen! Meinen allergrößten Respekt dafür!


Mit diesen Bildern habt ihr hoffentlich einen noch besseren Eindruck in unsere Arbeit:








Der Leuchtturm - vermutlich fand ich den Ausflug interessanter als die meisten Kinder, aber was soll man tun :)









einen Tag waren wir im Zoo.



es gab sogar richtigen Musikunterricht!



es tut mir schon fast weh, zugeben zu müssen, dass ich die einzige war, die nicht heil über die Brücke gekommen ist... ;-)

selbst die Busfahrten wurden nie langweilig.








Wie oben schon kurz angeschnitten kamen uns Daniel Gass (für alle, die ihn nicht kennen: Er ist Landessekretär im CVJM Bayern und zuständig für die Freiwilligenarbeit, sprich sozusagen unser Chef – naja… ;-) ) und Christa Huber (ebenfalls ein Vorstandsmitglied im CVJM Bayern) besuchen! Wir hatten eine richtig gute Zeit zusammen, machten ein kleines Zwischenseminar, weihten den neuen Gebetssaal ein, den wir im Guay gestaltet hatten und nahmen die zwei einfach mal in unseren Alltag mit rein. Na gut, man muss zugeben, dass der Besuch jetzt nicht nur speziell uns galt, es gab auch etliche Besprechungen mit dem Direktorium etc., aber man kann es sich ja mal einreden ;-)

Und nun noch zu meinem persönlichen Highlight des Sommers: dem Camp mit den Líderes, das für sie sozusagen die Belohnung für ihre Arbeit über den Sommer hinweg war! Und zwar haben wir ein Wochenende zusammen mit den Hauptamtlichen des Gauys, den Líderes, einigen Jugendlichen aus dem Guay von Santiago und Daniel ein wahnsinnig schönes Wochenende in Colliguay (ein Ort in den Bergen in dem der Guay ein Campgelände hat) verbringen dürfen. Einen Tag vor dem Camp haben wir doch noch kurz die Deutschen raushängen lassen und wollten einfach mal ganz dezent nachfragen, wie es denn mit dem Programm aussehe… es wurde gelacht und letztendlich mussten wir dann auch zugeben: es funktioniert auch einfach ganz ohne Planung! Das Programm ergab sich dann nämlich eigentlich immer ganz gut von selbst und wir hatten ein wahsinns Wochenende voll von Gemeinschaft, Action, guten Gesprächen, Schlammschlachten, Sonne und vielem mehr. In dieser Zeit ist mir nochmal ganz besonders bewusst geworden, wie sehr mir die ganzen Leute hier alle ans Herz gewachsen sind und dass wir hier auch wirklich die Möglichkeit haben, etwas zu bewegen!


 
so klein begann es...

am Ende waren dann doch alle dabei!














Das war das Camp! Da ich jetzt schon ganz schön lange nichts mehr von mir hören lassen habe, ist der Artikel jetzt dementsprechend etwas länger, ich hoffe, ihr verzeiht mir. Alles andere kommt jetzt einfach nur ganz kurz mit ein paar Bildern zur Sprache:


endlich haben wir unser Mural in der Schule fertiggestellt.

 Wie ihr bestimmt mitbekommen habt, gab es in ganz Chile ziemlich heftige Brände, die wir sogar bei uns in Valpo leider viel zu nah miterlebt haben... ganz besonders aber im Süden Chiles sind sehr viele Häuser, sogar ganze Dörfer abgebrannt. Um den Süden finanziell zu unterstützen, wurde ein "Zumbathon" organisiert, eine Mischung aus Zumba und Marathon, bei dem Leute eingeladen wurden zum Zumbatanzen und dabei Nahrungsmittel und/oder Geld spenden konnten. Es war ein voller Erfolg und wir konnten viele Spenden sammeln und hatten dazu noch einen sportlichen Vormittag! :)


Lydia und Ich durften uns zu Beginn des Zumbathons auch auf die Bühne stellen um unsere dann doch eher spontan entworfenen Choreografie von "YMCA" zum besten zu geben, mein Tageshighlight glaube ich ;-)

hier schneiden wir alle zusammen das Band zur Einweihung des Gebetsraumes auf.




Gut, jetzt reichts dann auch wieder :)
So viel zu meinen Sommerferien, während es bei euch dort tiefster Winter war. Aber jetzt wird´s ja langsam auch in Deutschland wärmer, stimmt´s?

Viele liebe Grüße, eure Jane!

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